85,91 %-Die Zahl des Monats November

DIE LINKE. Fraktion im Kreistag Wesel

DIE LINKE. im Kreistag Wesel hat im Laufe des vergangenen Jahres die Bürger*innen im Kreis Wesel zu verschiedenen Themen, von öffentlichem Interesse befragt. Im Zuge der anhaltenden Entfremdung der Bevölkerung zur ihren Repräsentanten, der zunehmenden politischen Verdrossenheit und der sich immer weiter spaltenden Gesellschaft zwischen arm und reich, ist es der LINKEN. im Kreistag Wesel ein selbstverständliches Anliegen, die Sorgen und Nöte der Bürger*innen aufzufangen und in das tagespolitische Geschehen im Kreis einfließen zu lassen. Insgesamt haben an der kreisweiten Online-Umfrage 446 Personen teilgenommen

Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes und des Bundesinstitutes für Berufsbildung wird der Bedarf an Pflegefachkräften- und Helfern bis 2025 um rund 27 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 ansteigen. Bei konstanter Fortschreibung der derzeitigen Beschäftigungsstruktur wird somit eine Versorgungslücke von rund 200.000 Pflegekräften entstehen. Auf die Aussage: „ Mögliche künftige Krankenhausaufenthalte machen mir Angst aufgrund dieser Personalnot.“, stimmten 28,64 % der Befragten dieser teilweise zu. 57,27% der Befragten stimmten der Aussage voll und ganz zu. Somit fürchten sich insgesamt 85,91 %  der Bürger*innen vor den Auswirkungen der Personalnot in Krankenhäusern.

DIE LINKE. im Kreistag Wesel sagt dazu:

Investieren!
Weil in Krankenhäusern notwendige Investitionen aus den Ländern fehlen, werden vielfach Baumaßnahmen und Modernisierungen aus Personalmitteln finanziert - und Personalstellen nicht besetzt. Dringend notwendig sindangemessene Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur.
Als Sofortmaßnahme müssten Haushaltsüberschüsse aus Bund und Ländern für diese Aufgabe freigestellt werden (der Haushaltsüberschuss aus Bund, Ländern und Kommunen betrug 2017 zusammengenommen ca. 37 Mrd. Euro).

Mehr Personal!
Die Fallpauschalen (DRGs) in der Krankenhausversorgung setzen falsche Anreize und vorhandene Mittel der Krankenkassen werden zu wenig für Pflege eingesetzt. Bei den Pflegeeinrichtungen lastet der Kostendruck auf den Betroffenen und ihren Familien, weil die Pflegeversicherung nur eine Teilkasko-Versicherung ist. Dringend notwendig ist eine bedarfsgerechte Personalausstattung, die sozial gerecht finanziert wird. Die Personalkosten müssen in der Kranken- wie der Altenpflege bedarfsgerecht und nicht marktgerecht finanziert werden. Und das muss dann bezahlt werden.
3 Mrd. Euro Überschüsse der Krankenkassen müssen in zusätzliche Stellen in den Bereichen Krankenhauspflege investiert werden und um den erheblichen Rückstand in der Altenpflege beim Personal durch schnellen Aufwuchs der Stellen und bessere Bezahlung zu erreichen, sind im Jahr 6 Mrd. Euro notwendig. Eine Anschubfinanzierung erfolgt aus den aktuellen Haushaltsüberschüssen von Bund, Ländern und Kommunen. Die Finanzierung der zusätzlichen 100 000 Stellen in den Krankenhäusern wird mittelfristig über eine Solidarische Gesundheitsversicherung (Bürgerversicherung) sichergestellt, in die alle einzahlen und für deren Beitragsberechnung alle Einkommen herangezogen werden. Dadurch sinken die Beiträge der Versicherten auf unter 12 % und entlasten alle, die weniger als 6000 Euro brutto haben.

Gute Arbeit in der Pflege!
Je besser die Personalausstattung, desto niedriger die Quote von Berufsaussteigerinnen und -aussteigern. In der Altenpflege reicht die Bezahlung kaum zum Leben, besonders wenn in Teilzeit gearbeitet wird – was für 70 Prozent der Beschäftigten zutrifft. Die Bertelsmann-Stiftung hat eine Lücke von 500 000 Vollzeitstellen in der Altenpflege bis 2030 ermittelt. Dringend notwendig ist eine Aufwertung der Pflegeberufe durch bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Es muss realistisch werden, Pflegeberufe in Vollzeit und über ein ganzes Berufsleben auszuüben. Statt die Probleme zu externalisieren, indem im Ausland Fachkräfte gesucht werden, die zu den gegebenen schlechten Bedingungen in der Pflege arbeiten, brauchen wir einen Aufbruch für gute Arbeit und eine Ausbildungsoffensive in der Pflege.

Menschen vor Profite!
Krankenhäuser und Altenpflege orientieren auf Markt und Wettbewerb. Mehr Patienten und Pflegebedürftige bedeuten mehr Einnahmen – Einsparungen beim Personal, Ausgliederungen von Teilbereichen und der Einsatz von prekär oder auf Zeit Beschäftigten können wirtschaftlich naheliegen, auch wenn sie medizinisch sinnlos oder gefährlich sind.  Als Sofortmaßnahme muss Krankenhaus- und Pflegekonzernen der Börsengang verboten werden. Wir brauchen eine Trendwende mit einer gemeinwohlorientierten Krankenhausfinanzierung. Den Krankenhäusern soll das erstattet werden, was sie für die Versorgung brauchen – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Damit würden Gewinne und Verluste weitgehend vermieden. So wäre das Problem gelöst, dass unrentable, aber benötigte Kliniken und Abteilungen (z.B. Geburtshilfe) schließen.