72,4%-Die Zahl des Monats Juli

DIE LINKE. Fraktion im Kreistag Wesel

DIE LINKE. im Kreistag Wesel hat im Laufe des vergangenen Jahres die Bürger*innen im Kreis Wesel zu verschiedenen Themen, von öffentlichem Interesse befragt. Im Zuge der anhaltenden Entfremdung der Bevölkerung zur ihren Repräsentanten, der zunehmenden politischen Verdrossenheit und der sich immer weiter spaltenden Gesellschaft zwischen arm und reich, ist es der LINKEN. im Kreistag Wesel ein selbstverständliches Anliegen, die Sorgen und Nöte der Bürger*innen aufzufangen und in das tagespolitische Geschehen im Kreis einfließen zu lassen. Insgesamt haben an der kreisweiten Online-Umfrage 446 Personen teilgenommen.

Der offene und gleichberechtigte Zugang zu Bildung ist ein im Grundgesetz verankertes Menschenrecht. Marode Schulen, überfüllte Klassen, Lehrermangel und Stundenausfall sind jedoch auch in den Schulen im Kreis Wesel an der Tagesordnung. Auf die Aussage: „ Ich finde, dass der Zustand der Schulen und das Bildungsangebot im Kreis Wesel ausreichend gestaltet ist.“, stimmten 26,47% der Befragten dieser teilweise nicht zu. 45,93% der Befragten stimmten der Aussage ganz und gar nicht zu. Somit gaben insgesamt 72,4 % der  Bürger*innen an, dass der Zustand der Schulen und das Bildungsangebot im Kreis Wesel nicht ausreichend gestaltet ist.

DIE LINKE. im Kreistag Wesel sagt u.a. dazu:

Bessere Grundschulen mit gebührenfreiem Ganztag

Der dringendste Handlungsbedarf besteht bei den Grundschulen im Kreis. Echte Ganztagsschulen gibt es fast keine. Der offene Ganztag wird von Vereinen an einem Teil der Grundschulen als Nachmittagsbetreuung mit höchst unterschiedlicher Qualität organisiert. Die meisten Mitarbeiter*innen im „offenen Ganztag“ haben schlecht bezahlte, unsichere Jobs. In vielen Schulen erhalten Kinder nur dann einen Platz, wenn die Eltern umfassende Berufstätigkeit nachweisen. Der „offene Ganztag“ ist heute für alle Beteiligten in hohem Mas belastend und muss ausgebaut und schrittweise zum gebundenen Ganztag umgewandelt werden, wie es die Bildungskonferenz 2011 bereits vereinbart hat.

Gesamtschulen dem realen Bedarf anpassen

Am nächsten kommen die Gesamtschulen der Idee und Praxis einer besseren gemeinsamen Schule. Statt der jährlichen Abweisung von Kindern wegen Platzmangel, sollten die Gesamtschulen sofort ausgebaut und weiterentwickelt werden. Weiter soll die Landespolitik schnellstmöglich allen Kindern einen Rechtsanspruch auf einen Gesamtschulplatz gewahren und die Kommunen beim bedarfsdeckenden Ausbau der Gesamtschulen unterstützen.

Oberstufe und Berufskolleg gemeinsam zur besseren Sekundarstufe II entwickeln

Was in vielen Städten bereits aus der Not geboren wurde, sollte zu einer besseren Schule ab dem 11. Jahr weiterentwickelt werden: Oberstufenzentren mit einem breiten Fächerangebot, die mit mehreren Schulen der Sekundarstufe I vor Ort kooperieren. In der Oberstufe steht die Vorbereitung auf den Beruf mit dem Setzen persönlicher Schwerpunkte im Mittelpunkt. Dafür muss es eine Mindestgröße geben, die Wahlmöglichkeiten in einem breitem Fächerangebot ermöglicht. Mit Oberstufenzentren kann zudem die mit dem Rückgang der Schüler*innenzahlen entstandene Versorgungslücke im ländlichen Raum geschlossen werden. Zukünftig sollen diese Oberstufenzentren mit den Berufskollegs zu einem umfassenden System der Sekundarstufe II verbunden werden.

Bessere Schulen integrieren kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit

Kinder mit mehreren  Sprachen und solche, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, werden bislang nicht ausreichend gefördert und in ihren besonderen Fähigkeiten unterstützt. Dabei kann kulturelle und sprachliche Vielfalt als Chance und Bereicherung verstanden werden. Gezielte und allgemeine Sprachförderung muss für alle Kinder mit entsprechendem Bedarf ausgebaut werden, unabhängig von Herkunft und Muttersprache. Muttersprachlicher Unterricht sollte in den Grundschulen für mehrsprachige Kinder in der Form von Ergänzungsunterricht und für alle in weiterführenden Schulen als offene Fremdsprachenangebote gefordert werden.

Schulen demokratisch gestalten

Autonomie und Demokratie spielen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine wichtige Rolle. Schüler*innen sollen von Anfang an lernen, ihr Zusammenleben und ihr Lernen selbst zu gestalten. Das gilt für die Inhalte wie für die Formen des Lernens. Projektorientierung und die Überwindung von Klassen- und Altersgrenzen sind wichtige Schritte für eine Selbstorganisierung des Lernprozesses. Arbeitsgemeinschaften, die von Schülerinnen und Schülern selbst initiiert werden, sollen gezielt gefördert werden.